Die richtige Wanderbekleidung
Materialauswahl
Die Materialauswahl funktionsgerechter Wanderbekleidung, sollte sich nach dem persönlichen Einsatzbereich eines jeden Wanderers richten. Stellen sie sich folgende Fragen, bevor Sie die Kleidung kaufen: Brauchen Sie es absolut wasserdicht, oder reicht vielleicht ein winddichtes, feuchtigkeitsabweisendes Gewebe aus? Sollte die Atmungsaktivität der Bekleidung (meist bei Jacken) im Vordergrund stehen? Hierbei spielt das Gewicht und Ihre eigene Bewegungsfreiheit eine große Rolle. Wie lange sind Sie unterwegs? Einen Tag oder viele Wochen nonstop? Sind sie Gelegenheitswanderer und benötigen die Ausrüstung nur wenig Tage im Jahr oder benutzen sie diese regelmäßig (Strapazierfähigkeit).
Die richtige Bekleidung für jeden Anspruch.
Das Zwiebelprinzip:
Outdoor-Bekleidung ist von der Unterwäsche bis zur äußeren Wind- & Wetterhülle als Gesamtsystem zu beurteilen. Um z.B. die Funktionen der Oberschicht voll auszuschöpfen, bedarf es auch der entsprechenden Bekleidung darunter.
Auf der Haut direkt tragen Sie die erste Bekleidungsschicht. Optimal ist hierbei die Funktionsunterwäsche, diese hält den Körper trocken und warm. Besonders geeignet bei Wanderungen wo Aktions- und Ruhephasen im schnellen Wechsel erfolgen. Die Feuchtigkeit wird nicht aufgesaugt (wie bei konventioneller Unterwäsche), sondern in die nächste Schicht weiter geleitet.
Die folgende Schicht könnte man auch Isolationsschicht nennen. Bei gutem Wetter ist dies Schicht häufig auch die Außenschicht. Bestens geeignet dafür das Material Fleece. Je nach Aktivität sollten Sie sich für dünnes, mittleres oder dickes Fleece entscheiden. Der Vorteil hierbei zu Baumwolle ist, dass Fleece den Feuchtigkeitstransport nicht unterbricht. Dieses Material leitet die Feuchtigkeit weiter nach außen, im Gegensatz zu Baumwolle, welche die Feuchtigkeit aufsaugt.
Die äußerste Schicht gilt ausschließlich dem Wetterschutz. Die besten Materialien für Wind und Wetter beim Wandern sind Stoffe, die sowohl hoch atmungsaktiv, winddicht und feuchtigkeitsabweisend (wie z.B. Softshells) sind. Im Expeditionsbereich wird gerne das wind-, wasserdicht und atmungsaktive 3-Lagen-Laminat von Gore-Tex benutzt.
Accessoires:
Dazu gehören z.B. Schals, Mützen, Gamaschen, Handschuhe, Gesichtsmasken, Caps, Hüte, Tücher etc. Für den Winter sind meistens aus Fleece und winddichtem Material. Im Sommer kommen leichtere Gewebe zum Einsatz. Bei Wanderungen in der Sonne ganz wichtig die Kopfbedeckung. Neuerdings gibt es auch Kappen mit einem hohen Lichtschutzfaktor, die wasser-, winddicht und atmungsaktiv.
Winddicht, wasserdicht und atmungsaktiv – Es gibt kein schlechtes Wetter nur falsche Kleidung
Ist Ihnen die 100%ige Wasserdichtigkeit wichtig oder genügt eine geringere, bei absoluter Winddichtigkeit und einer erhöhten Atmungsaktivität? – Übrigens auch Wasserdichte bei Jacken wird laut DIN Norm gemessen! Hier einige Informationen über die Materialien, Schnitte und Funktionsfähigkeit Ihrer perfekten Wanderbekleidung.
1. Winddichtes Material: Gibt es in den unterschiedlichsten Verarbeitungsvarianten z.B. Gore Windstopper. Dieses Material wird mit Fleece außen und/oder innen verarbeitet aber auch als Netzmaterial innen. Das Material wirkt sich positiv auf den Wärmehaushalt aus. Für die meisten Wanderer ist dieses Material vollkommen ausreichend. Dieser Stoff ist zum einen atmungsaktiv, hemmt aber gleichzeitig den Wärmeverlust, der bei Wind und kaltem Wetter leicht entstehen kann.
Heute benutzt man in Fachgeschäften gerne das Wort Wind-Chill oder Chillfaktor. Die bedeuten nichts anderes als der Wärmeverlust bei Wind – die gefühlte Temperatur. Da gute Wanderbekleidung jedoch winddicht sein sollte, müssen Sie sich mit den Chillfaktoren nicht auskennen.
2. Softshells:
Softhells sind stark feuchtigkeitsabweisende, hoch atmungsaktive Stretch-Materialien, die sehr im Trend liegen. Die Stoffe, die unter dem Oberbegriff Softshells zusammengefasst werden, übernehmen mit nur einer Materialschicht mehrere Funktionen. Manche fassen sogar die mittlere und obere Bekleidungsschicht zusammen. Softshells schaffen einen direkten Kontakt zwischen Körper und Umwelt. Das Material ist sehr leicht, elastisch, wärmt, ist winddicht und feuchtigkeitsabweisend. Normalerweise kommen weiche und sehr textile Oberstoffe zum Einsatz. Im sportlichen Outdoor-Bereich ist ein solches, leichtes und winddichtes Bekleidungsstück mit einer sehr hohen Atmungsaktivität zweckmäßiger als ein absolut wasserdichtes Material. Das neue Material ist dauerhaft wasser- und winddicht, atmungsaktiv, hat einen angenehmen Materialgriff und wärmer als traditionelle 3-Lagen-Bekleidung.
3. Wasserdicht:
Bei absolutem Regenschauer hilft nur wirklich wasserdichtes Material. Heutzutage ist es normalerweise atmungsaktiv. Das Schwitzen wie einst im Friesennerz der 70-ziger Jahre ist passé. Membranen und Beschichtungen bestimmen den modernen Markt. Materialien, die eine Wassersäule von 1300 mm erreichen, gelten laut DIN als wasserdicht. Bei solchen Messung wird ein Probestück von ca. 10 qcm unter einen Messzylinder gespannt und der Zylinder mit Wasser gefüllt. Lässt das Probestück bei einer Füllhöhe von 1300 mm kein Wasser durch, gilt das Material als wasserdicht. Immer wieder stellt sich die Frage, wie lange hält diese Wasserdichtigkeit? Die Dauerhaftigkeit der Materialien steht und fällt mit der Beschichtung, der Membran und deren Verarbeitung. Hier gibt es große Unterschiede, welche den Preis des Produktes beeinflussen. Nähte sind häufig Schwachpunkte, denn bei schlechter Nahtversiegelung nützt auch das beste Material nichts.
4. Atmungsaktiv:
Ist ein von der Werbung kreiertes Wort, denn das Material ist nicht aktiv. Der korrekte Ausdruck, den man dafür verwenden müsste, um den Zustand korrekt zu formulieren, lautet wasserdampfdurchlässig. Doch dieser Begriff ist nicht sehr verkaufsfördernd. Bei Membranen und bei mikroporösen Beschichtungen, geschieht dieser Austausch durch Poren, die so groß sind, dass Wasserdampf durchdringen kann. Diese Poren sind aber auf der anderen Seite so klein, das Regentropfen nicht eindringen können. Damit Feuchtigkeit von innen abgegeben werden kann, müssen einige Voraussetzungen bestehen. Zunächst muss die Wärme in der Kleidung wärmer sein und ein höherer Druck als draußen vorherrschen. Nur wenn das Temperatur-Druckgefälle stimmt, kann Feuchtigkeit – sprich Schweiß – nach außen abgegeben werden. So kann es sein, das der Feuchtigkeitsausstoß in den Tropen, bei starker Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit, nicht funktioniert. Trägt man die gleiche Jacke jedoch an einem kalten Wintertag mit niedriger Luftfeuchtigkeit, so funktionieren die Materialien perfekt. Durch die derzeit leistungsfähigsten Membranen können bei perfekten Bedingungen ca. 200-500 ml Dampf pro qm pro Stunde ausdringen.
5. Beschichtungen und Membranen:
Die Art der Beschichtung der Membran und deren Weiterverarbeitung sind wichtige Faktoren für die Belastbarkeit. Die Membran ist eine hauchdünne „Schicht“, deren Aufgabe es ist, Flüssigkeiten und Gase voneinander zu trennen. Die Membran ist verantwortlich dafür, das Flüssiges ( Regen) nicht eindringen aber Dampf ( Schweiß) entweichen kann. Die geschieht mittels mikrofeiner Poren. So sind Membranstoffe z. B. Gore-Tex XCR atmungsaktiver und langlebiger als beschichtete Stoffe. Ihr großer Vorteil ist, das Kondensfeuchtigkeit hierbei fast vollständig unterbunden wird, d.h., das Klima im Inneren der Bekleidung ist stets trocken und bietet bestem Tragekomfort.
Es gibt zwei Arten der Beschichtung. Beim einen wird die Faser an sich beschichtet und beim anderen die Fläche. Benutzt man z.B. Teflon als Beschichtung der Faser, so werden die Fasern mit Kunststoff ummantelt. Diese Beschichtung bewirkt, dass der Stoff sehr atmungsaktiv bleibt. Feuchtigkeit und Schmutz werden jedoch „nur“ abgewiesen. Wird die Fläche beschichtet, gibt es zwei Varianten. Die eine ist nicht atmungsaktiv. Die andere ist mikroporös sprich atmungsaktiv.
Zur Beschichtung wird meistens das leichte elastische Polyurethan (PU) verwendet. Günstige Regenbekleidung ist häufig nur einfach beschichtet und lässt Feuchtigkeit weder eindringen noch entweichen. Die Nahtversiegelung- auch Tape-Breite genannt – ist u.a. für die „Atmungsaktivität“ verantwortlich: Dabei gilt die Faustregel, je schmaler die Tapes, desto besser die Dampfdurchlässigkeit.
6. Schnitte & Details:
Der funktionelle Schnitt eines Bekleidungsstückes sollte das Gewebe unterstützen, um perfekten Tragekomfort zu erreichen. Hierbei sollte man beachten, dass die Ärmel nicht bei jeder Bewegung hochrutschen und die Taschen gut zugänglich sind. Wichtig ist es, dass kein Regen in den Kragen rinnt und Nähte bei Wetterschutzbekleidung langlebig versiegelt sind. Leichte Reisebekleidung zeichnet sich aus durch Einsätze aus Netzgewebe, Falten und Schlitze zur Verbesserung der Bewegungsfreiheit.
Es gibt viele Details, die das Outdoor-Leben vereinfachen wie z.B. 1-Hand-Schnürzüge, an der Kapuze, wasserabweisende Reißverschlüsse und Taschen mit Reißverschlüssen.
Asymmetrisch geschnittene Ärmelbündchen und laminierte Klettverschlüsse, die leicht gebogen sind, dichten diesen sensiblen Bereich optimal ab.
7. Ausrüstungen:
Antibakterielle Fasern sind von großem Nutzen und heutzutage in fast allen Wetterjacken Standard – auch bei Discountern. Wobei jedoch nicht in jedem Bekleidungsstück die Konzentration der Silberionen hoch genug ist, dass die Geruchsneutralisierung und antibakterielle Wirkung ausreichend stattfindet.
Das Selbstreinigungsprinzip – auch Nano-Technologie genannt – ist eine Technik, die man der Natur nachempfunden hat. Dabei hat man sich den Effekt bestimmter Pflanzen, deren Blätter immer sauber bleiben oder den von Insektenflügeln zum Nutzen gemacht. So sind plötzliche Wettereinbrüche kein Problem mehr. Schmutz und Feuchtigkeit bleiben an der Oberfläche kaum noch haften.
Die Sonnenschutzfaktor-Angabe spielt bei der Wahl der Bekleidung eine wichtige Rolle. Der UPF-Wert für Textilien gibt diesen an.
Moskitoschutz ist eine Textilausrüstung. Diese soll einen dauerhaften Schutz vor Insektenstichen bieten. Manche Hersteller werben mit bis zu ca. 90%- Schutz. Diese Ausrüstung soll verhindern, dass es zu krankheitsübertragenden Saugen von Blut kommt und schützt somit auch vor Tropenkrankheiten, wie Malaria. Die Ausstattungen wirken gegen Moskitos, Sandfliegen, Wanzen, Mücken aber auch gegen Flöhe.
8. Fasern & Gewebe:
Die Basisgrundstoffe für eine Vielzahl an Fasern und Gewebe, die wir in der Outdoor-Bekleidung haben, sind sehr gering. Die meist verwendeten Stoffe sind Elastan ( elastisches Gewebe) im Stoff Lycra und Spantex. Fleecestoffe wie z.B. Polartec – ein Stoff hinter dem sich verschiedene Fleece Materialien verstecken – die in unterschiedlichsten Temperatur- und Einsatzbereiche eingeteilt sind. Eine weitere Differenzierung bei Fleecestoffen macht man nach der Stärke des Materials.
Wolle war früher die Allround-Funktionsfaser. Reine Wolle nimmt bis zu 40% des eigenen Gewichts an Feuchtigkeit auf. Dennoch verliert sie dabei nichts an ihrem Isolationsvermögen. Aber gerade was ihr Vorteil ist, ist auch ihr großer Nachteil, denn die gespeicherte Feuchtigkeit trocknet sehr langsam und sehr schlecht. So bleibt das Bekleidungsstück stundenlang nass und riecht unangenehm. Hier ist es besser Merinowolle zu wählen.
Material Reinigung, Pflege & Imprägnierung
- Glattleder: Wasser, Tuch, Bürste Wachs
- Rauleder (Nubuk, Velours): Wasser, Tuch, Bürste Wachs
- Cordura und Veloursleder: Wasser, Bürste Sprühimprägnierung kombiniert
- Gore-Tex: Wasser, Tuch oder Bürste Sprühimprägnierung in Kombination (je nach Obermaterial) für atmungsaktive Materialien – unbedingt das eingenähte Pflege-Etikett beachten.